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Dienstag, 14. Mai 2013

Asperger und das normale Leben

Ich lese immer wieder, dass es tatsächlich Bemühungen gibt, Medikamente zu entwickeln, welche den Autismus heilen oder zumindest eindämmen sollen. Dies ist für mich nicht verständlich. Denn wieso sollen wir unsere Art wie wier sind, aufgeben? Wieso sollen wir so werden, wie die anderen denken, das es richtig ist? Vielleicht haben wir ja die richtige Wahrnehmung, und die anderen die falsche. Wobei es ja weder richtig noch falsch gibt. Die Mehrheit der Menschen geht davon aus, dass so, wie sie leben, alle sein und leben müssen. Sie können sich nicht vorstellen, dass wir die Welt ganz anders wahrnehmen. NT können dies auch, nur brauchen sie dafür extreme Situationen. Situationen, welche sie nie oder nur sehr selten erleben. Für uns ist es aber Alltag. Zum Beispiel die Geräusche oder das helle Licht. Wir sind viel empfindlicher was solche Sachen anbelangt.
Auch will ich meinen Autismus gar nicht loswerden. Ich leben jetzt seit 38 Jahren damit. Wieso soll ich anders werden? Ich würde das eh nicht verstehen, und müsste alles wieder von neuem lernen. Ich habe so schon genung damit zu tun, mich einigermassen zurecht zu finden. Es war und ist nicht so einfach die Sprache der NT's zu lernen. Dies insbesondere darum, weil ca. 70% Non-Verbal ist. Das macht die Sache noch viel komplexer. Denn ich sehe dies fast nicht. Nur sehr begrenzt. Wie soll ich also deren Sprache lernen, wenn ich sie nicht sehe? Naja, ich habe so meine Tricks. Einer ist die Stimme. Ich habe gelernt, mich auf sie zu konzentrieren. Sie gibt mir sehr gut Auskunft, wie es einer Person gerade geht, oder was deren Absichten sind. Aber das war ein langer und mühsamer Prozesse. Denn ich musste ja zuerst herausfinden, was ich wie wahrnehmen kann. Das war nicht so einfach. Für mich bedeutet es jedoch ein wenig sogenannte Normalität. Ich falle so nicht mehr so extrem auf.
Aber zum normalen Leben gehört weit mehr, als nur die Sprache der NT's zu sprechen. Es gehört eine Arbeit, Familie und weiss nicht was alles dazu. Sehr viele Dinge, welche mir nichts sagen. Wieso auch? Ich bin nicht normal. Ich habe eine Frau, Arbeit und eine eigene Wohnung. Dies alles ist mein einfaches Leben. Ich setzt keine grossen Ansprüche an das Leben. Will nicht immer mehr und mehr. Dies ist ja eine Eigenschaft von vielen NT's. Sie wollen immer mehr und mehr. Sind nie mit dem zufrieden, was sie haben. Immer muss es etwas Neues sein.
Auch lasse ich mir nicht sagen, wie ein richtiges Leben sein muss. Wer weiss das schon? Es gibt keine Regeln, was ein richtiges Leben ist. Jedes ist richtig. Jedes ist so wie es für die jeweilige Person sein muss. Egal ob gut oder schlecht. Es ist so wie es ist. Doch kann man auch ein wenig daran was ändern. Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, dann ändere ich es, wenn ich kann. Wieso soll ich leiden, wenn ich die Kraft und das Wissen habe, Dinge in meinem Leben zu ändern. Das Wichtigste dabei ist, dass man es dem Umfeld oder Partner sagt, was nicht gut ist, oder man anders haben möchte. Gedankenlesen, dass kann leider bis heute niemand. Also gibt es nur eine Möglichkeit, es zu sagen. So weiss der andere, was man will oder denkt.
Dies ist für mich heute normal geworden. Früher konnte ich das alles nicht. Ich konnte mich nicht mitteilen, was ich will. Konnte nicht darüber sprechen. Dank meiner Frau, kann ich es heute. Sie hatte und hat sehr viel Geduld mit mir und meiner Art. Doch Dank ihrer Liebe kann ich heute, was das anbelangt, ein zufriedenes und glückliches Leben führen. Ob es normal ist, weiss ich nicht. Für mich schon. Das ist das was für mich zählt. Die Meinung der Anderen ist mir in diesem Fall egal. Wer ausser ich weiss schon, was für ich gut ist, und was ich will?
Asperger leben meiner Meinung nach ein normales Leben. Eben ein Leben wie es Asperger leben. Sie sind anders. Aber deswegen ist es weder falsch noch komisch. Einfach anders eben. Wir haben viele Dinge, welche die anderen beschäftigt nicht. Dafür haben wir auch unsere eigenen Sorgen und Wünsche, Träume und Ideen. Ich lebe mein Leben so, wie ich es will, und nicht so wie die anderen denken, dass ich leben muss. Das ergibt für mich keinen Sinn und ist auch nicht logisch.
Auch von Therapien halte ich nur begrenzt etwas. Sie sind zu Beginn sehr hilfreich. Doch mit der Zeit sollte man erkennen, dass man sich nur selber helfen kann. Auch, dass man für sich selber verantwortlich ist und sonst niemand. Alles was ich mache, habe ich selber zu verantworten. Daher ist es für mich manchmal unverständlich, wenn sich Menschen immer nur auf andere verlassen. Auf sich selber verlassen, dass ist sehr wichtig. Jeder ist eine eigene Persönlichkeit. Auch Asperger, diese sogar besonders.

2 Kommentare:

  1. Sehr schön geschrieben. Wenn Du magst, kannst Du auch mal bei mir ein wenig lesen: http://www.polygonos.net/autismus-spektrum/gedanken-einer-autistin.htm
    Viele Grüße, Andrea

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  2. Die Ansichten könnten von mir sein. Ich bin zwar nicht diagnostiziert, aber viele finden mich merkwürdig oder sagen, dass ich nicht normal sei. Gott sei Dank, kann ich dazu nur sagen. "Normal" ist so ziemlich das letzte, was ich sein möchte. Viel lieber bin ich speziell, denn bei meinen Spezialitäten kann ich Erfüllung finden.
    Ich habe z.B. Meditationen fÜr die Angehörigen von "andersartigen" Kindern entwickelt (Hyperaktive, Autisten, Apsis, Kínder mit mentalen oder physischen Störungen). Ein Programm zum Hören und Teilnehmen. Um aus der dritten Dimension rauszugehen und sich auf der Seelenebene zu treffen. Habe es an vielen Stellen im Internet angeboten zum Ausprobieren, gratis. Hat aber Null Antworten gegeben. Schade, hätte mir Spass gebracht.
    Nun mach ich es auf Spanisch, obgleich es fÜr mich als Deutsche schwieriger ist. Aber die Resonanz ist grösser. Ausserdem arbeite ich gern "am Menschen", lieber als am Computer, auch wenn auf dem anderen Ende der Leitung auch Menschen sitzen.

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