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Samstag, 7. Dezember 2013

Asperger und die Eltern

Eltern sind meistens um das Wohl ihrer Kinder besorgt. Sie wollen das Beste für sie. Sie wollen, dass es ihnen gut geht, oder sogar besser als ihnen selbst. Sie gehen so weit, dass sie den Kindern mehr zumuten, als diese zu leisten vermögen. Aber es gibt auch die andere Seite. Eltern die ihre Kinder behüten. Sie behüten und ihnen dadurch alles wegnehmen, was für eine gesunde Entwicklung nötig ist. Dazu gehört auch, dass die Kinder lernen, dass im Leben nicht immer alles so geht, wie sie wollen. Dass nicht immer alle Probleme von anderen gelöst werden. Das sie nicht immer einfach nur tun und lassen können, was sie wollen.
Nun, ich habe das so nie erlebt. Meine Eltern haben mir immer geholfen. Klar. Aber sie haben auch darauf geachtet, dass ich meinen Weg gehen kann. Sie haben mir meine Probleme nicht gelöst. Sie haben mir aber geholfen, wenn ich welche hatte. Doch gingen sie davon aus, dass ich meinen Weg schon finden werde. Nun, diesen habe ich auch gefunden. Dies sicher auch, weil sie mir gezeigt haben, dass ich auch was kann, wenn ich nur will. Sie haben mir immer gesagt, wenn ich was beginne, so soll ich das auch zu Ende führen. Dies hat mir ermöglicht, dass ich eine Lehre machen konnte und sie auch erfolgreich abschliessen. Danach habe ich die Matura gemacht und Informatik studiert. Nun, dies wäre aber ohne meine Eltern nicht möglich gewesen. Sie haben mir auch immer gesagt, dass ich nicht der Beste sein müsse, aber das Beste geben. Das ist für mich eine riesen unterschied.
Heute erlebe ich aber, das viele Eltern von Asperger zu viel Rücksicht auf ihre Kinder nehmen. Sie behüten sie vor allem Möglichen. Sie gehen davon aus, das alles Rücksicht nehmen müssen. Ich finde, das ist ein falscher Weg. Asperger sind genau so ein Teil der Gesellschaft, wie alle anderen auch. Gut, wir haben einpaar Einschränkungen, aber diese sind nicht so schlimm, dass man gar nichts machen kann. Es braucht nur eine geeignete Umgebung. Aber auch nicht für alle.
Eltern sollen für ihre Kinder schauen. Sollen für sie da sein, wenn sie sie brauchen. Klar. Das ist bei mir heute noch so. Ich sehe meine Eltern jede Woche. Bespreche vieles mit ihnen. Diskutiere und lache mit ihnen. Aber, sie bleiben meine Eltern. Sie achte ich auch. Sie sind für mich auch bis heute Vorbilder. Denn sie leben ein Leben, das einfach ist, aber gut. Sie sind mit dem, was sie haben zufrieden. Sie wollen nicht immer mehr und mehr. Das habe ich von ihnen gelernt. Sei zufrieden mit dem was du hast und verlang nicht immer mehr. Wenn du aber mehr willst, so musst du was dafür tun. So sie. Nicht die anderen, sondern du selber. Leider ist es so, das Eltern heute von allen erwarten, dass ihre Kinder unterstützt werden. Sie müssen individuell gefördert werden. Sie müssen individuell betreut werden. Das ist doch eine Illusion. Das geht nicht. Die Kinder müssen lernen, dass sie kämpfen müssen. Das sie es sind, welche ihr Leben bestimmen, und nicht die anderen. Dies geht ihnen aber heute verloren. Leider immer mehr und mehr.
Eltern meine es gut. Aber eben, manchmal auch zu gut. Ich bin froh, dass meine Eltern nicht so waren. Sie haben mir das ermöglicht, was ich bin. Sie haben mir geholfen, wenn ich sie brauchte. Aber sie haben mich nicht behütet. Sie haben geschaut, dass ich eine gute Ausbildung mache. Doch sie haben mir nicht gesagt was und wo. Das musste ich selber organisieren. Und das mit 16! Doch ich habe es gepackt und und durchgehalten. Heute sehe ich, dass die Jungen das nicht mehr können. Zumindest diejenigen, welche wir haben. Sie sind Asperger. Ja und? Ich meine, sie sind auch Menschen, die Träume und Wünsche haben. Doch sie wissen nicht mehr, was es heisst, für sich einzustehen. Zu sagen, was sie wollen. Aber nicht nur das. Sie haben auch keinen Durchhaltewillen mehr. Sie geben schnell auf. Daran sind nicht nur die Eltern schuld. Sondern sicher auch die Schulen. Heute muss alles individuell sein. Das ist für mich ein Weg, der in die falsche Richtung geht. Früher gab es das nicht. Da gab es die Schule und ihre Anforderungen. Wer sie erfüllte kam weiter. Was den meisten auch gelungen ist. Heute geht das nicht mehr. Ich denke, dass das auch eine Industrie ist. Viele verdiene so Geld, dass die Gesellschaft bezahlen muss. Die Gesellschaft muss all das Individuelle bezahlen. Doch die Eltern wollen das so.
Wie auch immer. Ich jedenfalls, bin meinen Eltern bis heute dankbar, dass sie mich unterstützt haben, aber mir auch meine Freiheiten gelassen habe. So konnte ich ein Eigenständiges Leben aufbauen. Konnte mich so gut ich kann, mich in die Gesellschaft integrieren und meinen Beitrag leisten.
Das ist es doch, was am Schluss zählt. Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern du für den Staat.

1 Kommentar:

  1. Hallo Gerhard,
    ich halte es für richtig, Kinder individuell zu fördern. Das heißt nicht, dass man ihnen alles abnimmt. Überall wo gefördert wird, wird bestenfalls auch im Rahmen der Möglichkeiten gefordert... Wo das nicht geschieht, läuft etwas gewaltig schief!
    Ich selbst habe gelernt, mich für alles extrem anzustrengen, durchzuhalten egal wie – bis zum Burn-Out... Den kennst Du ja auch...
    Richtig ist meiner Meinung nach jedoch weder das eine noch das andere Extrem und ich denke, dass es keinem nützt, zwischen diesen Extremen hin und her zu springen, je nach Ansicht der Lage... Vielmehr halte ich die goldene Mitte für erstrebenswert.
    Danke für Deinen Blog, der immer wieder zum Nachdenken anregt. Gottes Segen!
    Viele Grüße
    Sabine

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