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Dienstag, 22. Juli 2014

Asperger und die Erholung

Erholen wollen sich alle irgendwann mal. Sie wollen dem Alltagstress entfliehen. Wollen nichts tun. Kaum sind sie angekommen, wollen sie aber wieder was tun. Sie wollen was unternehmen. Erholung ist was anderes.
Ich selbst mag Erholung. Jetzt schon. Früher nein. Ich habe nie eingesehen, wieso ich Erholung brauche. Wozu sie gut sein soll. Was das alles soll. Seit ich aber in der Klinik war, habe ich gelernt, auch mal nichts zu tun. Nicht immer zu müssen. Nicht immer was zu tun. Das ist nicht einfach. Denn oft will ich was tun und tue es auch. Doch ich sage mir dann, dass ich einfach Zeit habe. Also nicht stressen muss. Nicht alles sofort erledigt haben muss.
Erholung ist auch deshalb wichtig, weil der Alltag schon stressig genug ist. Immer will jemand was von einem. Immer funktioniert was nicht. Sitzungen. Stress. Das gehört für mich auch zu Leben. Ohne das alles würde es mir schnell langweilig werden. Ich kenne die Zeiten, als ich nichts zutun hatte. Als ich nichts zutun hatte. Als ich einfach zuhause war. Keine Perspektive hatte. Nichts zu tun.
Heute bin ich dankbar, dass ich nicht mehr so leben muss. Für mich ist es nicht sinnvoll nichts zu tun. Jedoch Erholung schon. Sie bewahrt mich vor einem weitern Klinkaufenthalt. Sie bewahrt mich vor einem weiteren Zusammenbruch. Das musste ich aber nicht nur lernen, sondern auch erkennen. Denn, mit dem Lernen alleine ist es nicht getan. Es brauchte schon mehr dazu. Es brauchte die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass auch ich mal Ruhe brauche. Nicht immer nur arbeiten und denken. Nein, auch einfach mal auf dem Balkon sitzen und die Gegend anschauen. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Nicht immer für andere, ausser für meine Frau, dazu sein.
Ich denke und bin auch der Meinung, dass Asperger mehr Erholung brauchen als Muggel. Viele Asperger arbeiten nicht 100% sondern Teilzeit. Sie brauchen einfach sicher einen Tag mehr Erholung von der Woche. Ich selbst arbeite aber 100%. Dieser eine Tag mehr frei, muss ich nicht mehr haben. Ich weiss dann nicht, was mit ihm anfangen. Also arbeite ich 100%. Für mich ist das ideal. Zumal mir meine Arbeit ja Spass macht, und es nicht einfach ein MÜSSEN ist. Für Viele ist das Arbeiten ja ein MÜSSEN. Sie beklagen sich zumindest immer, dass sie arbeiten müssen. Ich nicht. Ich bin dankbar, dass ich arbeiten kann und darf.
Aber obwohl ich meine Arbeit liebe, ist es nicht so, dass sie mich nicht stresst. Ich brauche genau so Erholung von der Arbeit wie alle anderen auch. Ich habe ja nicht unbegrenzte Energie. Früher dachte ich immer, dass ich diese habe. Dass ich alles einfach nur so easy tun kann. Dem ist heute nicht mehr so. Ich musste erkennen, dass ich nur begrenzte Energie habe. Dass ich nicht mehr all das tun kann, was ich tun will. Dass ich mit meiner Energie haushalten muss. Diese Erkenntnis war nicht so einfach. Denn ich war es nicht gewohnt, das ich was nicht einfach tun kann. Heute habe ich das akzeptiert. Heute kann ich damit leben. Ich habe auch kein Problem mehr damit, dass ich mal einfach nichts tue. Einfach nur denn Tag geniesse. Die Zeit mit meiner geliebten Frau. Mehr braucht ich zur Erholung nicht. Wieso auch? Sie gibt mir die Kraft und den Halt, den ich brauche, damit ich meine Leben leben kann. Ich bin ihr dafür sehr dankbar.
Ich denke, dass Erholung für alle wichtig ist. Wichtig ist doch auch, das man dazu stehen kann, das man Erholung braucht. Für mich ist das kein Zeichen der Schwäche, sondern eine Stärke. Denn wer gibt schon gerne zu, das er nicht mehr kann. Keine Kraft mehr hat. Eben.

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