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Mittwoch, 27. Mai 2015

Asperger und der gläserner Sarg

Der Titel mag makaber erscheinen. Aber er beschreibt für mich genau das was Autismus ist. Ein Sarg passt auch genau um den Körper. So ist es mit meinen Filter auch. Aber nicht nur sie, sondern auch dass ich manchmal nichts tun kann. Das heisst nicht, dass ich nicht will, sondern nicht kann. Aus einem verschlossenen Sarg kann man ja auch nicht mehr raus. So erlebe ich das.
Ich kann meinen gläsernen Sarg nur sehr wenige Momente verlassen. Und auch dann nur für kurze Zeit. Ein paar Minuten. Wenn es länger ist, dann merke ich wie meine Energie schwindet. Ich bin dann extrem müde und kann mehrere Tag nichts mehr tun.
Daher bin ich auch nicht bestrebt den gläsernen Sarg zu verlassen. Nicht weil es angenehm ist in sich gefangen zu sein, sondern weil es das kleinere Übel ist. Manchmal aber denke ich, dass es besser wäre wenn ich ihn verlassen würde. Mich überwinden würde wieder ausserhalb von ihm zu sein. Nur, ich weiss was im Endeffekt dann passieren würde. Ich würde wieder zusammenbrechen. Der gläserne Sarg ist auch ein Schutz. Nicht nur vor der Welt sondern auch vor mir. Wegen mir. Denn gefangen in sich sein ist nicht schlimm als solches. Die Menschen bedauern mich. Sie meinen ich leide. Nein sicher nicht. Dann müssten sie aus meiner Sicht ja auch leiden. Was sie sicher mehr tun als ich.
Denn ich leide nicht unter dem Autismus. Dem gläsernen Sarg. Sondern darunter das ich oft nicht verstanden werde. Das die Welt nicht so ist, wie ich denke das sie ist. Denn meine Welt ist anders. Aus der Sicht der NT, komisch. Das musste ich auch lernen, dass meine Sichtweise nicht die der NT ist. Denn ich dachte immer, dass alle so denken wie ich. Nein, die denken alle anders als ich.
Das habe ich aber erst durch die Diagnose erfahren. Erst dadurch lernte ich etwas über mich. Ich lernte auch, das ich in meiner Welt lebe. Nur, ich wusste das nicht. Meine Welt. Ich finde diesen Ausdruck nicht treffend. Ich lebe ja in der Welt der NT. Nur, ist es die Welt in der mein Körper ist, oder aber in der mein Geist ist. Mein Geist ist nicht in dieser Welt. Auch wenn ich mit ihr kommunizieren kann. Wenn ich in ihr arbeite. So bin ich doch die meiste Zeit nicht anwesend. Nicht mit den Gedanken irgendwo, sondern immer bei mir.
Der gläserne Sarg ist für mich nur ein Symbol. Denn ich wusste lange nicht, wie ich Autismus beschreiben soll. Es gibt ja viele Definitionen, Bücher. Aber sie alle haben mir nicht geholfen dieses eine Frage zu beantworten. Also habe ich mich in den letzten Jahren selber auf die Suche gemacht.
Ich denke dass wer sich mit Autismus auseinander setzt schnell erkennt, dass wir nicht anders sind, nur eben anders. Komischer Satz. aber genau so erlebe ich es. Man sieht mir meine Behinderung nicht an. Nur, wer länger mit mir spricht oder mit mir zusammen ist, der merkt das etwas nicht stimmt. Wobei nicht stimmen auch wieder falsch ist. Denn ich stimme vollkommen. Nur dass ich nicht in das Verhaltesschema der NT passe. Das ich nicht so spreche wie sie. Nicht so denke wie sie.
Das ist etwas dass mich zu Beginn gestresst hatte. Plötzlich war ich kein Normaler mehr. Behindert. Naja, mit der Zeit lernte ich damit leben. Lernte was es heisst im gläsernen Sarg gefangen zu sein. Nicht immer das tun zu können was ich will. Einfach deshalb weil ich nicht immer aus meiner Welt raus kann. Die Grenze nicht überschreiten kann. Nicht immer.
Die einzige Möglichkeit die ich habe die Welt zu betreten ist durch meine geliebte Frau. Nur wenn ich mit ihr zusammen bin dann klappt es manchmal. Aber auch nicht immer. Dennoch, es ist ein Anfang. Sie ermöglicht mir, das ich mich nicht immer gefangen in mir vorkomme. Dass ich auch etwas kann. Das das was ich kann doch von Wert ist. Für mich jedenfalls ist das sehr wichtig. Denn, was sie über mich denkt oder sagt, bedeutet mir sehr viel.
Nur, wenn ich nicht mit ihr zusammen bin, so verschwinde ich jeweils wieder im gläsernen Sarg. Ich merke jeweils wann ich wieder in ihm bin. Er ist wie eine unsichtbare Hülle um mich. Aber er ist da.
Wie dem auch sei. Ich denke das es wichtig ist, trotz dem nicht aufzugeben. Trotzdem sein Leben versuchen so gut es eben geht zu leben. Gläserner Sarg hin oder her.

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