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Mittwoch, 12. Oktober 2016

Asperger und die Frührente

Rente. Ein Thema, mit welchem ich mich noch nicht befassen muss. Aber ich habe in den letzten Jahren immer wieder Fälle erlebt, in denen eine Frührente Sinn macht. Nicht viele zum Glück. In den meisten Fällen kann sie abgewendet werden. Eine Vollrente. Aber ich denke, das eine Teilfrührente vielen Autisten Sicherheit gibt. So haben sie wenigstens ein wenig Geld. Wenn auch nicht viel. Das zur schönen Seite.
Die andere Seite ist die, dass heute sehr schnell, zu schnell über eine Frührente gesprochen wird. Will heissen, dass die Gesellschaft mit den Autisten noch nicht umgehen kann. Das sie sie so lieber entsorgt. Hartes Wort. Entsorgt. Ich weiss. Aber mir kommt es genau so vor. Den, der Aufwand, das ein Autist in der NT-Welt arbeiten und leben kann, ist enorm.
Ich erlebe das zur Zeit selber. Es ist nicht nur, dass ich sehr vieles anders tun muss. Sondern die anderen müssen sich auch auf einen für sie völlig unbekannte Sache einlassen. Nur, das tun sie eben nicht. Sie tun es deshalb nicht, weil sie nicht wissen wie. Sie versuchen mit dem was sie wissen, mit der Sache, Autismus, umzugehen.
Genau da liegt meiner Meinung nach das Problem. Das Wissen. Es ist immer noch zu wenig verbreitet. Das führt so immer wieder zu Problemen. Oder, wenn es mal Probleme gibt, die NT nicht wissen, wie damit umgehen. Denn ein Autist ist eben anders als die NT.
Frührente. Nun ja. Sie ist Segen und Fluch. Ich habe trotz der Diagnose Asperger auf eine Anmeldung bei der Invalidenversicherung (IV) verzichtet. Einfach weil ich mir gesagt habe, dass es auch ohne sie gehen muss. Aber das trifft auf mich zu. Ich kenne sehr viele, die haben trotz allen Versuchen Geld von der IV. Sprich, ihnen hilft das. Aber ich denke, dass man besonders bei jungen Menschen darauf achten sollte, dass sie nicht zu schnell eine Frührente bekommen.
Damit dies verhindert werden kann, muss ich mal wieder Werbung in eigener Sache mache. Die Stiftung Autismuslink ist genau dafür da. Obwohl ich nicht bei dieser Stiftung angestellt bin, arbeite ich doch sehr eng mit ihr zusammen. Jedenfalls können die Mitarbeiterinnen dort den Autisten helfen. Sie auf ein Leben ausserhalb der Stiftung vorbereiten. Ja, viel machen heute eine Lehre. Zum Teil bei uns, zum Teil an anderen Orten. Vor Jahren war das noch anders. Da gab es das mittlerweile sehr umfangreiche Angebot der Stiftung noch nicht. Das hat sich mit den Jahren immer wieder erweitert. Einfach weil immer mehr Bedürfnisse von Autisten, Elter und er IV dazu gekommen sind.
So genug Werbung. Ich mag Werbung nicht. Aber in diesem Falle denke ich, darf sie mal sein. Denn sie soll zeigen, das es einen Weg gibt, eben nicht eine Frührente zu bekommen.
Nur eines noch. Auch Autismuslink, kann nicht zaubern. Sprich, sie garantiert nicht den Erfolg. daran muss man schon selber arbeiten. Aber sie bietet sehr viel Unterstützung. Jetzt aber genug davon. Werbung.
Ich jedenfalls erwarte, das die Zahl der Frührenten noch zunehmen wird. Dies einfach weil die heutige Gesellschaft sehr fordernd ist. Weil immer mehr Menschen in ihr nicht mehr bestehen können. Nicht nur Autisten. Auch NT. Jeder will immer mehr. Alle wollen alles. Das fordert eben Opfer. Diese werden um so grösser, je mehr die Gesellschaft will und fordert. Erst wer an den Leistungsgrenzen ist, der erkennt, dass das alles Wahnsinn ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Nun. Was kann dagegen getan werden? Ich denke nicht viel. Das Problem ist, das heute einfach zu schnell zu viel verlangt wird. Aber es wird ebenso schnell aufgegeben und eine Rente gesprochen. Es ist ein Kreislauf der nur sehr schwer durchbrochen werden kann.
Ich muss aber auch immer wieder von neuem erkennen, wie wichtig das geeignete Umfeld ist. Wenn dieses nicht stimmt, dann bringt alles nichts. Besonders wir Autisten sind auf ein solches Umfeld angewiesen. Mehr als die NT. Diese sicher auch, aber nicht in dem Mass. Ich kann dies im Moment sehr schön vergleichen. Auf der einen Seite die Arbeit bei Swisscom, auf der anderen Seite die Arbeit für Specialisterne. Letztere hat das Umfeld das ich brauche, erstere nicht. Kann sie auch nicht. Denn, ich bin das Pionierprojekt. Sprich die Swisscom hat noch keine Erfahrung. Was ok ist. Aber es zeigt, wie schwierig es ist, ein geeignetes Umfeld für Autisten zu schaffen. Vielleicht gelingt es uns eines Tages. Dann, so hoffe ich werden mehr Autisten arbeiten, als Rente beziehen oder arbeitslos sein. Dies wird aber leider erst dann der Fall sein, wenn die Gesellschaft bereit ist. Und erkennt, das auch wir was leisten können. Das auch wir Bedürfnisse haben. Nur eben nicht die, die die NT haben.

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